Wenn die jährliche Nebenkostenabrechnung oder die Verbrauchsaufstellung des Gas- bzw. Stromanbieters im Briefkasten liegt, kann das schon mal für eine böse Überraschung sorgen. Immer mehr Mieter oder Eigenheimbesitzer entscheiden sich daher für smarte Lösungen. Denn in einem intelligent vernetzten Zuhause kann man den Strom- und Gasverbrauch sowie die Heizkosten deutlich senken. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern gleichzeitig auch die Umwelt. Welche smarten Möglichkeiten gibt es bereits? Wie hoch ist das Sparpotenzial? Und wie könnte das intelligente Energiemanagement der Zukunft aussehen?

Clevere Lösungen helfen, den Verbrauch zu reduzieren

Smart Home im Energiesparmodus

Autorin: Maike Walter

Wenn die jährliche Nebenkostenabrechnung oder die Verbrauchsaufstellung des Gas- bzw. Stromanbieters im Briefkasten liegt, kann das schon mal für eine böse Überraschung sorgen. Immer mehr Mieter oder Eigenheimbesitzer entscheiden sich daher für smarte Lösungen. Denn in einem intelligent vernetzten Zuhause kann man den Strom- und Gasverbrauch sowie die Heizkosten deutlich senken. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern gleichzeitig auch die Umwelt. Welche smarten Möglichkeiten gibt es bereits? Wie hoch ist das Sparpotenzial? Und wie könnte das intelligente Energiemanagement der Zukunft aussehen?

Coloures-Pic/stock.adobe.com

Licht, Haushalt und Heizung

Smarte Lösungen, die den Energieverbrauch senken, findet man vor allem in drei Bereichen: Eine intelligente Beleuchtungssteuerung ermöglicht es beispielsweise, dass Lampen nur in Räumen leuchten, in denen sich gerade jemand aufhält. Zudem kann man einstellen, dass sie sich automatisch abschalten, sobald man das Haus verlässt. Neben unnötig brennenden Lampen verbrauchen aber auch Haushaltsgeräte wie der Kaffeevollautomat oder der Fernseher permanent Strom. Denn sie befinden sich immer im Standby-Modus, um einsatzbereit zu sein. Smarte Steckdosen ermöglichen es zum Beispiel, dass die damit verbundenen Geräte nur zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Situationen mit Strom versorgt werden. Vernetzungsfähige Zwischenstecker bieten zudem die Option, den Aktivitätsstatus der verbundenen Geräte per App abzurufen und diese bei Bedarf vom Stromnetz zu trennen – selbst wenn man gerade unterwegs ist.
Ein besonders großes Sparpotenzial bietet jedoch die intelligente Steuerung der Heizkörper. Ein Sensor am Fenster kann zum Beispiel erkennen, ob dieses geöffnet ist. Ist das der Fall, wird eine Mitteilung an die smarten Thermostate gesendet. Sie sorgen wiederum dafür, dass sich die Heizung in diesem Raum abschaltet, wodurch man nicht „aus dem Fenster heraus“ heizt. Darüber hinaus ist es auch schon möglich, dass das smarte Zuhause mittels GPS-Tracking-Funktion des Smartphones („Geofencing“) weiß, wo man gerade ist. Verlässt der letzte Bewohner das Haus, fährt die Heizung herunter. Kommt der erste wieder zurück, fährt sie langsam wieder hoch. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Heizleistung an die Anzahl der anwesenden Personen anzupassen. Einige smarte Thermostate sind zudem über eine App steuerbar, wodurch man die Aktivität aus der Ferne kontrollieren und die Heizkörper bei Bedarf an- oder abschalten kann.

Ersparnis hängt vom Verhalten ab

Natürlich könnte man viele Aktionen, die ein Smart Home übernimmt, auch selber ausführen. „Das Sparpotenzial ist durch die Automatisierung jedoch deutlich höher“, erklärt Bernd Dechert, Geschäftsführer Technik und Berufsbildung beim Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). „Eine Daumenregel, wie viel man sparen kann, gibt es nicht. Denn das hängt immer stark vom Nutzerverhalten ab“, weiß der Experte. Dennoch zeigen erste Forschungsprojekte bereits, dass sich nennenswerte Einsparungen erzielen lassen. So fand beispielsweise das Cologne Institute for Renewable Energy (CIRE) der TH Köln im Rahmen einer Studie heraus, dass sich der Gasverbrauch für Warmwasser und Heizung mit modernen Smart-Home-Systemen um bis zu 30 Prozent reduzieren lässt. Einer Berechnung des Fraunhofer Instituts für Bauphysik zufolge lassen sich mit einer intelligenten Haussteuerung bis zu 40 Prozent Heizkosten sparen. Bernd Dechert weist zudem auf einen Feldversuch hin, bei dem intelligente Heizungsregler in ein Gebäude eingebaut wurden, die über eine Cloud an ein Rechensystem angeschlossen wurden. „Dadurch waren sie in der Lage, sich stetig an die Lebensgewohnheiten der Bewohner anzupassen. Die Heizkosteneinsparungen beliefen sich bei diesem Versuch auf bis zu 30 Prozent.“

Energiemanagement der Zukunft

Smart-Home-Lösungen, mit denen man seinen Energieverbrauch besser kontrollieren kann, sind jedoch nur der erste Schritt in Richtung eines zukunftsfähigen, intelligenten Energiemanagements in Privathaushalten. Denn im Rahmen der Energiewende stellt sich immer öfter die Frage, wie die smarte Vernetzung von Geräten und der Haustechnik dazu beitragen kann, Energie effizienter zu nutzen. „Smart Home ist ein wichtiges Bindeglied in einem Smart Grid, also einem intelligenten Stromnetz“, erklärt Bernd Dechert: „Es wird immer mehr Strom durch regenerative Energien erzeugt, den die Bürger zum Teil ja auch heute schon selbst produzieren.“ Hat man zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, ist es das Ziel, die erzeugte Energie selbst zu verbrauchen, anstatt sie in das Stromnetz einzuspeisen.

Bernd Dechert, Geschäftsführer Technik und Berufsbildung, Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke
© ZVEH

Da die smarten Bestandteile untereinander vernetzt sind, können sie miteinander kommunizieren und dafür sorgen, dass der erzeugte Strom im Haushalt genau dahin fließt, wo er benötigt wird. Allerdings braucht es zusätzlich noch die entsprechende intelligente Gebäudetechnik, zum Beispiel ein geeignetes Heizsystem samt Wärmepumpe. Auch die Möglichkeit, Energie zu speichern, wird wichtiger, erklärt der ZVEH-Experte: „Angenommen, ich nutze Sonnenenergie zur Stromerzeugung. Dann will ich den Strom nicht nur nutzen, wenn gerade die Sonne scheint. Das Energiemanagement ist also nur intelligent, wenn die erzeugte Energie zu jeder Zeit verfügbar ist.“

Smart Meter als Kommunikationsschnittstelle

Eine intelligente Vernetzung von Haushalten im Rahmen eines Smart Grid ist noch Zukunftsmusik. Dennoch werden schon erste Schritte in diese Richtung gemacht, zum Beispiel durch den Austausch von herkömmlichen Stromzählern gegen Smart Meter. Die intelligenten Messsysteme erfassen den Verbrauch digital und dienen als kommunikative Schnittstelle zwischen dem Smart Home und der Außenwelt. Sie sind in der Lage, externe Daten zu empfangen, beispielsweise Informationen zu Tarifänderungen. Zum anderen können sie aber auch interne Daten versenden. So ist es etwa möglich, den Zählerstand automatisch an den Stromanbieter zu übermitteln, wodurch man ihn nicht mehr selber ablesen muss. Darüber hinaus helfen sie ebenfalls beim Energiesparen. „Ein Smart Meter zeigt transparent, wann wie viel Strom verbraucht wurde,“ erklärt Bernd Dechert. „Man kann den Verbrauch dadurch besser nachvollziehen und bestimmte Zeiträume miteinander vergleichen“. Es ist somit einfacher, Verbrauchsquellen und Stromfresser zu identifizieren. Künftig wird die Technik noch mehr leisten: „Letztendlich sind Smart Meter eine Schlüsseltechnologie bei der Energiewende. Über das Kommunikationsmodul im Smart Meter findet ein laufender Informationsaustausch zwischen Netzbetreiber und Haustechnik statt. So werden Verbrauchswerte in Echtzeit übertragen und der Energiefluss zwischen Haus und Netz kann gesteuert und optimiert werden“, führt der Experte aus.

Vorausschauend planen

Ganz egal, ob man sich eine einzelne smarte Energiesparlösung anschafft oder sein Haus oder seine Wohnung vollständig vernetzen will: Von einem Spontankauf ist in jedem Fall abzuraten. Man sollte sich genau überlegen, welche Lösungen sinnvoll sind und die verschiedenen Möglichkeiten abwägen bzw. Angebote vergleichen. Bei komplexeren Installationen sollte man immer einen Fachmann zurate ziehen. Das gilt vor allem dann, wenn man ein Haus baut oder saniert und über die Installation einer kabelgebundenen Smart-Home-Infrastruktur nachdenkt. „Derzeit gibt es in Deutschland etwa 1.000 elektrohandwerkliche Betriebe, die in der Lage sind, das Thema intelligentes Gebäude von A bis Z umzusetzen“, weiß Dechert. „Kleinere Automatisierungen bieten auch einige andere Fachbetriebe an.“ Der Experte empfiehlt, in der Fachbetriebsdatenbank der Webseite www.elektrohandwerk.de zu suchen: „Hier kann man sich alle elektrohandwerklichen Betriebe in Deutschland anzeigen lassen, die sich mit Smart Home auskennen.“
MW

Hilfreiche Tipps für den Smart-Home-Einstieg:

  • Zwischen funkbasiertem System (z. B. für Mietwohnung) und kabelgebundenem Bussystem (z. B. bei Sanierung oder Neubau) wählen.
  • Bei komplexen Aufgaben oder der Installation eines kabelgebundenen Systems einen Fachmann zurate ziehen (z. B. Fachbetriebsdatenbank auf www.elektrohandwerk.de).
  • Falls das Netzwerk auf lange Sicht erweitert werden soll, lieber auf ein offenes System zurückgreifen, das die Integration verschiedener Geräte bzw. Funksprachen zulässt.
  • Zunächst mit wenigen Geräten starten und testen, ob einem die smarten Lösungen wirklich zusagen. Danach erst kontinuierlich erweitern.
  • In der Datenschutzerklärung des Herstellers nachlesen, wie dieser mit persönlichen Daten umgeht bzw. ob Daten an Dritte weitergegeben werden.
  • Prüfen, in welchem Umfang der Hersteller Datensicherheit gewährleistet bzw. ob er regelmäßig Softwareupdates anbietet, um Sicherheitslücken zu schließen.
  • Auf Zertifizierungen bzw. Sicherheitsüberprüfungen durch unabhängige, namhafte Institute achten (z. B. TÜV Rheinland, TÜV Süd, VDE-Institut).
  • Testberichte von Verbraucherorganisationen nutzen (z. B. Stiftung Warentest).
  • Angebote verschiedener Hersteller für gewünschte Lösungen vergleichen, um die Gesamtkosten realistischer einschätzen zu können.
  • Prüfen, ob möglicherweise Folgekosten entstehen (z. B. monatliche Grundgebühr, Nutzungsgebühr für erweiterte Funktionen).
  • Auf Bedienfreundlichkeit der Hersteller-Apps zur Steuerung der Smart-Home-Komponenten achten (z. B. Nutzerkommentare in App-Stores).
  • After-Sales-Service überprüfen (z. B. Erreichbarkeit bei Fragen und Problemen)
  • Entscheiden, ob sich eine Smart-Home-Versicherung lohnt (Erweiterung des Hausratversicherungsschutzes oder „Smart Insurance“)